Miklos Gimes, Journalist
Warum erzählt man kleinen
Kindern kurz vor dem Schlafengehen Geschichten von mädchenfressenden
Wölfen? Damit die diffusen Ängste dieser Kinder eine Form finden,
ein Bild, an das sie sich klammern können. Nachher schlafen sie meistens
gut ein. Gefährdet sind die Kinder, die vor Märchen und anderen
Horrorgeschichten verschont wurden, hat Bruno Bettelheim aufgezeigt. Ihre
Phantasie findet keine Nahrung, und es sind diese Kinder, die später
zur blutigen Tat schreiten.
Die extreme Gattung innerhalb
der Horrorfilme sind die "Splatter"-filme, die feines Gruseln durch Blut,
Mord und Totschlag ersetzen. Das grosse Missverständnis besteht darin,
dass die Geniesser von Splatterfilmen Perverse seien, die sich am Leiden
anderer ergötzen. Meistens sind aber Splatter-Zuschauer sensible Menschen,
die für ihre reiche Phantasie nach Bildern suchen. Das Video "Blutgeil"
gehört zweifellos in die Gattung der Splatterfilme, wobei es dieses
Genre parodiert. Geht man davon aus, dass es diese Gattung gibt und dass
sie ihre Berechtigung hat, ist an "Blutgeil" überhaupt nichts auszusetzen.
Das Umfeld, in dem der Film entstand, ist geprägt von der Lust und
der Neugierde am Medium und nicht von finanziellen oder krankhaften Überlegungen.
Der Ton des Films ist ironisch, er nimmt sich selber nicht ernst, was die
blutige Seite noch einmal bricht.
Mikos Gimes |