Seelenlos 221 A

Flughafengefängnis                       
zHd Abteilungsleitung Vollzug      


               Zürich, den 13.4.00
 

Beschwerde betreffend systematische Schikanen durch regelmässige "Fehler", "Irrtümer" und sonstige inkorrekte Betriebsabläufe  
1. Vorbemerkung
    
 
2. konkrete Beispiele (Auszug)       3. Anträge  
Sichwort: Ersetzen der Prügelstrafe durch Schikanen  
   Stichwort: Rassismus-Vorwurf 

 

Sehr geehrter Herr Rohner  
Sehr geehrter Herr Dalla Valle  

Verschiedenen Äusserungen von Mitarbeitern des Hauses kann ich entnehmen, dass ich hier zumindest teilweise im Ruf stehe ein Querulant um des Querulieren Willens zu sein, vermutlich seit ich als "gemeingefährlich" hierher versetzt wurde. Obwohl ich dies für nicht gerechtfertigt halte, bin ich wohl auch nicht ganz unschuldig daran. Trotzdem möchte ich ausdrücklich festhalten, dass ich der Überzeugung bin mich hier stets korrekt und freundlich verhalten zu haben (auch wenn es mir nicht immer leichtfiel), mich mit einer Ausnahme (8. letzter Absatz, Verbot von Zurückbehalten von Speiseresten nach Geschirreinzug) stets strikt an die Hausordnung halte, und auch mit diesem Schreiben nicht aus Böswilligkeit, sondern der Sache wegen an Sie gelange.  

Leider hatte ich jedoch schon bald einmal das dumpfe Gefühl, dass nicht alle Mitarbeiter hier im Haus es auf die selbe Weise halten. In der Folge bekam ich den Spruch "Wo Menschen arbeiten, machen sie Fehler" derart häufig zu hören, dass ich schon bald einmal eher "Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne" bzw "Strafe muss sein" herauszuhören begann. Wenn die immergleichen "Fehler" und "Irrtümer" statt der Ausnahme immer öfters zur Regel werden, kann meiner Ansicht nach einfach etwas nicht mehr stimmen.  

Um zu illustrieren, was ich meine, erlaube ich mir deshalb untenstehend einige konkrete Vorfälle aufzulisten, wobei ich betonen möchte, dass es sich hierbei lediglich um einen Auszug handelt, der jedoch zur blossen Verdeutlichung vorerst genügen mag.  

 Sachverhalt (auszugsweise) 

- 20.3. Kein persönliches Schreibzeug in Zelle mitnehmen dürfen (vgl §28, Abs.3 GVO), die ersten 24 Stunden auch kein anderes Schreibzeug erhalten.  

- 20.3. Bei Zellenbezug nicht erhalten bzw vorhanden:  
 

    - Anmeldeformular für den Sozialdienst (§23 GVO, HO 1.)  
    - Verordnung Flughafengefängnis 17.12.97 (HO 1.)  
    - Liste Zelleninventar (HO 1.)  
    - Kasten nicht aufgeschlossen, kein Kopfkissen erhalten.  
     
- 20.3. Korrektes Gesuch in HB um Telefongespräch stillschweigend ignoriert.  

- 20.3. Korrektes Gesuch in HB für Bibliotheksliste stillschweigend ignoriert.  

- 21.3. Am 20. zugesagte Arztvisite findet nicht statt.  

- 23.3. Obwohl ich die Vitamintabletten am 22. von Dr. Holy zugesagt bekomme und Arzthelfer Hr. G sich bereiterklärte, diese aus meinen Effekten zu holen, erhalte ich keine Tabletten sondern Bescheid, ich müsse diese erst noch einmal schriftlich per Hausbrief beantragen.  

- 23.3. Kopie mit Rückenübungen an wesentlichen Stellen auch beim besten Willen unleserlich. Bei zweitem Versuch die betreffenden Stellen einfach weggeschnitten.  

- 24.3. Nachdem ich Bibliotheksverzeichnis nach 3. Bestellung erhalten habe, korrekte 1. Bücherbestellung per Spezialformular stillschweigend ignoriert.  

- 24.3. Korrektes Gesuch um Polaroidfoto stillschweigend ignoriert.  

- 24.3. Als Ärger für mich Geld einzahlen will, wird er mit Ausrede abgewimmelt. Als Folge wird mein Wocheneinkauf entgegen meiner Angaben für den Fall Nichteinzahlung willkürlich zusammengestrichen. Begründungen: "Nicht bös gemeint" bzw "Sie können ja in einer Woche wieder einkaufen."   

- 25.3. 2. Gesuch um Polaroidfoto verweigert mit Begründung "Wenn ich sage nein ist das wohl Begründung genug."   

- 27.3. 4. Gesuch um Polaroidfoto stillschweigend verweigert. Als ich Stockchef Hr Mächler auf Gang treffe und nachfrage, verweigert mit Begründung "Wenn wir dann mal Zeit und Filme haben."  

- 26.3. Erneutes Gesuch um Telefongespräch per HB erneut stillschweigend ignoriert. Obwohl seit dem 20. ordnungsgemäss beantragt, kann ich schlussendlich erst am 27.3. nach 3. Antrag das erste Mal telefonieren.   

4 Tage lang hatten meine Angehörigen überhaupt keine Möglichkeit zu erfahren, wohin ich abgeschoben wurde.  

- 28.3 Auf meine Beschwerde per HB betr. Nichtannahme Einzahlung am 24. verspricht Stockchef Hr Mächler "abzuklären". Natürlich warte ich in der Folge wieder einmal mehr vergeblich auf einen Bescheid. Als ich am 31. nachfrage, will (wie könnte es auch anders sein?) niemand von etwas gewusst haben, womit für Hr Mächler die Sache stillschweigend erledigt war. Obwohl er mir verspricht nochmals nachzuhaken habe bis heute nichts mehr vernommen.  

- 28.3. Obwohl mir gestern auf heute eine Arztvisite zugesagt wurde, wird sie erneut verweigert mit der Begründung, sie wäre unvorhergesehen mit meinem Besuch kollidiert, der seit 4 Tagen ordnungsgemäss angemeldet war. (Immerhin werden mir von Arzthelfer Hr G am 29. (nach 9 Tagen) die von meinem Hausarzt verschriebenen Medikamente bewilligt, welche ich nach 18 Tagen (!) schliesslich erhalte.)  

- 31.3. Post, Anwalt und privat, bei Morgenesseneinzug abgegeben, abgestempelt 4 (!) Tage später 4.4.  

- 2.4. Auf 2. Bestellung Bibliotheksbücher erhalte ich Bescheid, ich hätte falsche Nummern angegeben, solche gäbe es in der ganzen Bibliothek nicht. Nach weiterem Nachhaken meinerseits stellt sich schliesslich heraus, dass die Nummern doch korrekt waren, aber die Bücher seien möglicherweise verschollen, werde "abgeklärt". Natürlich höre ich darauf nichts mehr.  

Nach Bestellung und Beschwerde Nr 3 vom 6.4. zufällig Hr Y [der für die Erwähnung hier nun auch noch gemobbt wird] am Werk und ich erhalte Bücher schliesslich am 8. nach 19 (!!!) Tagen.  

- 3.4. Post, abgegeben Morgenesseneinzug, abgestempelt 4.4.  

- 6.4. Bei Wocheneinkauf Salz ohne Begründung von 6 auf 1 zusammengestrichen, obwohl Totalbetrag unter Limite (Fr. 68.45 inkl. 6 x Salz).  

- 10.4. Als ich nach Erhalt Quittung am 7.4. per HB reklamiere, kommt am 10.4. Stockchef Hr M mit neuer Bestellung, abgegeben 8.4., meine Reklamation entbehre jeglicher Grundlage, es sei ja gar nichts gestrichen. Als ich Quittung präsentiere Bescheid, nun sei es zu spät, ich hätte vor Erhalt Quittung reklamieren müssen. Natürlich auch diesmal nicht böse gemeint, sondern zufällig falsch addiert und kommentarlos gestrichen, und überhaupt, ich könne ja nächste Woche wieder usf. Erst als ich mich trotzdem nicht provozieren lasse und mit weiterer Beschwerde drohe, ist Nachlieferung plötzlich doch möglich.  

- 10.4. A-Post, abgegeben Morgenesseneinzug, bis Dienstag nicht bei Empfängern eingetroffen, d.h. höchstwahrscheinlich abgestempelt frühestens 11.4.  

- 11.4. Gesuch per HB um Kontoauszug stillschweigend ignoriert.  

- usw usf  
   

Ich möchte hier nochmals betonen, dass es mir nicht darum geht um die einzelnen symptomatischen Vorfälle zu feilschen, zumal auch Entschuldigungen bekanntlich nichts kosten, im Dutzend noch billiger zu haben und stellvertretend mE sowieso nicht sinnvoll sind.   

Was mich hingegen beschäftigt und worum es mir geht ist der Umstand, dass ich mittlerweile längst nicht mehr an Zufälle und individuelle Fehler zu glauben vermag, und ich würde auch Mühe damit bekunden, falls Ihnen dies nicht schon länger und besser als mir bekannt wäre. Ich bin mir bewusst, dass der Umgang mit meinen "Kollegen" (und wohl auch mit mir) bestimmt nicht immer leicht ist, dass viele der Mitarbeiter im Haus ihre Sache mE nicht schlecht machen und einige sogar über herausragende auch menschliche Qualitäten verfügen. 
Andrerseits muss ich aber auch nach bestem Wissen und Gewissen feststellen, dass der Vorwurf vom Ersetzen der Prügelstrafe durch systematische Schikane in vielen Fällen durchaus und auch der (oftmals auch billig und leicht zu habende bzw vorzubringende) leidige Rassismus-Vorwurf in vielen Fällen zumindest indirekt leider Gottes ebenfalls zutrifft, zumal wenn jemand Mühe hat sich verbal oder schriftlich in deutscher Sprache zu wehren und zusätzlich noch schikaniert und provoziert wird.  

Ich möchte Sie deshalb bitten, sich mein Anliegen durch den Kopf gehen zu lassen und zu Herzen zu nehmen und mir innert nützlicher Frist eine (wenn möglich schriftliche) Stellungnahme zukommen zu lassen, von der ich auch mein weiteres Vorgehen in dieser Sache abhängig machen werde.  

In der Hoffnung, dass auch Ihnen etwas an der Lösung des Problems liegt, verbleibe ich  

   
Mit freundlichen Grüssen                                        Seelenlos  

  


No.  6'666'667

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