TECHNO ZENSUR


Kenntnis von Polizeieinsätzen an Parties? Repressalien
wegen Lautstärkeverbot? usw… Melde Deine Infos
IllegalBass@ssi-media.com
Niemand soll sagen können, man habe nichts gewusst!



Grossrazzien in 2 Zürcher Klubs 3.12.05
S t r e e t  P a r a d e   2 0 0 4
Tunnel Bass 17.04.04
Kibag-Areal 2003

Street Parade 2003
«SOKO Goa» D Sommer 2003
Carhaix/Frankreich 18. /19.7.03
Toni-Molkerei Juli 2003
Zürifäscht 2001
Streetparade 2001
Toulouse/Frankreich 24.5.01
Sulzer-Hallen 15.9.01
Sihlpapier 23.12.00
2 Monate unbedingt für Party ZH 2002
Allmend  1996
Twilight Zone Mai 96
ZH 1996
Wil SG 
1996
Allmend  1995
BE & VD 94/95
Steetparade 1994
Energy 1993


TECHNO ZENSUR TEIL 2 (--> Teil 1)

>>> Nachdem die Polizei nach anfänglichen Grosskontrollen unmittelbar nach Einführung der Lautstärkeverordnung sich die letzten Jahre eher zurückgehalten hatte, begann sich nach der Streetparade 2000 und den damit verbundenen Ruhestörungsklagen der Wind zu drehen.

>>> Am Zürifäscht 2001 löste die Stadtpolizei Zürich am 9.7.01 auf dem Rosenhof "mit einem grösseren Aufgebot in voller Kampfmontur" nach Beschwerden von erbosten Anwohnern (Lärmklagen) eine Technoparty "mit Gummischrot und Tränengas" gewaltsam auf. Drei Personen mussten nach Polizeiangaben wegen Verätzungen durch "Tränengas" ärztlich behandelt werden, ebensoviele wurden festgenommen wegen "Gewalt und Drohung gegen Beamte", darunter die DJs Oli Stumm und Kurtis.
Das OK Zürifäscht bedauerte offiziell, dass die Polizei ohne Rücksprache derart rücksichtslos vorging: Das OK war der Ansicht, es hätte die Verantwortlichen auch ohne Gewaltanwendung dazu bringen können, die Party friedlich zu beenden.

>>>  An der Streetparade 2001erhielten die Energy und andere Veranstaltungen einmal mehr keine Sonderbewilligung für 100 dB(A).

>>> Am 15.9.01 führte die Polizei an einer Technoparty in den Sulzer-Hallen Winterthur Schallmessungen durch. Dabei wurde festgestellt, die "vorgeschrieben Lautstärke" sei – oh Wunder – "massiv überschritten" worden. Weil der Veranstalter diesen "illegalen Zustand" nicht unverzüglich behob – sprich die eigene Party faktisch abklemmte – steht ihm nun ein Gerichtsverfahren bevor mit Busse oder Gefängnis sowie Bewilligungsentzug.

>>> Am 23.12.00 geht die Stadtpolizei in Zürich wegen Lärmklagen gegen eine Privatparty in der ehemaligen Sihlpapierfabrik mit Polizeihunden vor – 2 Gäste werden gebissen. Der betreffende Beamte – der mit seinem Vorgesetzten auch eine Polizistin sexuell belästigte und mobbte – reicht mit Falschaussagen zusätzlich Anzeige gegen die gebissenen Gäste ein. Verfahren gegen den Beamten werden eingestellt, er wird befördert. >> mehr

>>> Juli 2003 geht die zürcher Stadtpolizei mit Gummigeschossen gegen eine Party in der Toni-Molkerei vor.
>> Bericht 

>>> Am 24.5.01 geht die Polizei in Toulouse/Frankreich mit Gummigeschossen, Knüppeln und Tränengas gegen eine Technoparade gegen das Anti-Rave-Gesetz vor, es gibt mehrere Verletzte.
>> mehr auf französisch mit vielen Bildern und mpg-Videos

>>> In der Nacht vom 18. auf den 19.7.03 gehen in Carhaix/Frankreich in der Zentral-Bretagne mehr als 1000 Polizisten brutal gegen einen Rave vor und beschlagnahmen 20 Soundsysteme. Die Beamten setzen Knüppel, Tränengas und 60 Schockgranaten ein.
Gleich die erste Granate detoniert einem Raver an der Brust, er erleidet mehrere Rippenbrüche und offene Wunden. Als ein anderer eine Granate zurückwerfen will, zerfetzt sie ihm die Hand, welche darauf im Spital amputiert werden muss
(siehe Bild). Mindestens 25 Raver wurden verletzt, vier davon schwer.
>> mehr mit Hintergrundlinks & Demoaufruf auf 1.8.03 in Frankfurt / Berlin / Stuttgart
>> mehr auf indy.de
>> mehr auf paris.indy auf französisch/englisch mit weiteren Fotos


>>> In Deutschland macht die Polizei im Sommer 2003 vermehrt gegen Freiluft-Parties mobil (auch gegen bewilligte). Vielerorts wird Polizeilicherseits eine eigentliche «SOKO Goa» ins Leben gerufen. Der neuste Trick: Auch wenn eine Bewilligung vorliegt, kommt einfach der Bürgermeister (mit Polizeibegleitung) und entzieht die Bewilligung.
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Polizei an Street Parade 2003 und Tunnel-Bass 2004

Zwingli lebt! 2003 kam es an der Street Parade wieder zu zahlreichen Polizeieinsätzen gegen „illegale“ (sprich: nicht kommerzielle) Partys.

Sogar Street Parade-Präsident Loris-Melikoff rügte ein Jahr darauf öffentlich „die Tatsache , dass am Züri-Fäscht auf der Landi-Wiese die ganze Nacht lang mit grossen Anlagen Musik laufen darf, es aber stört, wenn an der Street Parade einige aus der Underground-Szene das Kibag-Areal mit kleinen Anlagen beschallen. Um diese Problematik zu entschärfen, planten wir heuer, bei der Rentenanstalt dem Underground eine Plattform zur Verfügung zu stellen. Die entsprechende Eingabe wurde abgelehnt, weil dies die Wohnbevölkerung stören würde – in einer Gegend, wo lauter Bürogebäude stehen!“ (TA 3.8.04)

Erlaubt ist, was rentiert

Auch die alternative Goa-Sause Zoom wurde von den Behörden ab 2004 definitiv aus der Stadt verbannt. Handkehrum loben offizielle Stellen in höchsten Tönen das kommerzielle Potential des ungeliebten Technoanlasses: Etwa 140 Millionen Franken würden „Verpflegungsbetriebe, Geschäfte, Hotels, Partyveranstalter, aber auch Drogenhändler“ umsetzen, wie aus einer Studie der Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung (HWV) hervorgehe. Insgesamt generiere die Partyszene eine „Wertschöpfung von 1,25 Milliarden Franken pro Jahr – konservativ gerechnet“. Überhaupt: „Die Raver sind die Investoren von morgen“. (TA 7.8.04)

Weniger lobende Töne finden die Behörden für unkommerzielle Veranstaltungen: „Massive Bedrohungen“gegen Polizeibeamte durch Partygänger lautete schon letztes Jahr die Ausrede der Stadtpolizei Zürich für ihre gewalttätigen Überfälle auf illegale Freiluftpartys an der Street Parade 2003 (TA vom 18.8.03). Mit dem Schreckensszenario „Erhöhte Gewaltbereitschaft in der Technoszene“ rechtfertigt die Polizei ihre Party-Räumungskommandos und will nun sogar die Kontrolle des Luftraums (NZZ vom 5.8.03). Der Technoanlass als Polizeiübung, Raver als Bedrohung der Inneren Sicherheit.

Folgend ein Rückblick auf die polizeilichen Räumungen der „Antiparade“ auf dem Kibag-Areal 2003 und der Tunnel Bass Party vom 17.04.04 – inklusive der Folgen für die VeranstalterInnen.

Kibag-Areal 2003

Seit Jahren wurden auf dem öffentlich zugänglichen Teil des Kibag-Areales in Wollishofen wilde, d.h. illegale Partys gefeiert. Die Firma Kibag duldete die Festivitäten auf dem Seeuferweg nicht nur, sondern versorgte die Organisatoren jeweils mit Elektrizität. Im Vorfeld der Street Parade 2003 aber wurde anscheinend auf die Geschäftsleitung Druck ausgeübt, ihre bisherige jugendfreundliche Praxis zu unterlassen und sofort Anzeige zu erstatten, falls wieder Partys steigen sollten.

Für das Street Parade Wochenende vom 8. – 10. August bauen dort zwei verschiedene Veranstalter nebeneinander ihre Sound Systems und Open Air Bars auf. Angrenzend zur Roten Fabrik steigt eine HipHop-Party, für die im Internet unter dem verheissungsvollen Titel „aggressive afterhours“ geworben wurde und die Aufmerksamkeit der gewaltgeilen Presse erregte, während nebenan unter der Plattform des Kibag-Kranes die Tanzfläche einer Techno-Party entsteht. Beide Feten mit freiem Eintritt als erfrischendes Gegengewicht zur kommerziellen „Geldparade“ mit ihren z.T. horrenden Abzockerpreisen.

Die Stadtpolizei kündigt an, keine Lärmbelästigung durch illegale Freiluftpartys zu dulden und mit geeigneten Mitteln einzuschreiten. (TA vom 8.8.03)

Mit Mehrzweckstock und Handschellen: HipHop-Party-Razzia

Der Freitagabend verläuft ganz friedlich bis kurz vor 01.00, als sich auf der Seite der HipHop-Party plötzlich eine Tür vom Kibag-Areal öffnet. Unter dem Kommando eines Beamten in Zivil stürmen ca. 20 uniformierte Polizisten mit Stablampen und Polizeimehrzweckstock PMS bewaffnet auf den Uferweg und umzingeln kommentarlos die Bar. Der Einsatzleiter in Zivil springt gefolgt von einer Hand voll Polizisten über die Bartheke und steuert stracks auf den DJ los, den er vom Pult wegschleudert. Die Nadel ratscht über die Platte, die Musik ist aus und schon beginnt er die Kabel auszustecken, damit seine Kollegen das Equipment subito wegtragen können. Neben dem CD-Player, den Plattenspielern, dem Mixer und Verstärker schleppen die Freunde und Helfer auch die Plattenkoffer von fünf DJs ab. Bei einem jungen Mann wird ein Portemonnaie mit Fr. 2000.- gefunden, das wird ebenfalls beschlagnahmt und er in Handschellen abgeführt.

Der Überfall dauerte laut Augenzeugen weniger als eine Minute. Schockierte Partygänger nähern sich dem Polizeikordon um die Bar, wollen eine Erklärung für die gewaltsame Stürmung ihrer friedlichen Party. „Da müend si nöd nöcher cho welle!“ werden sie von Polizisten gewarnt, die ihren Schlagstock zur Abwehr quer ausgestreckt halten. Die Polizei gibt keine Antwort, zieht stumm wieder ab.

Der Festgenommene wird im Büro für Lärmbekämpfung auf dem Polizeikreisbüro Enge verhört. „Haben Sie diese Party organisiert?“ – „Nein.“ „Wieviele Leute waren an dieser Party?“ – „100 bis 150 Personen.“ „Was ist das für Geld in ihrem Portemonnaie?“ – „Der Stock der Barkasse.“ „Habt ihr Eintritt verlangt?“ – „Nein, es war gratis.“

Erstmals nennt die Polizei ihre Vorwürfe: Wirten ohne Patent, Aufstellen von Verstärkeranlagen ohne Bewilligung , ausserdem eine Strafandrohung der (von offizieller Seite unter Druck gesetzten) Kibag wegen Hausfriedensbruchs, denn ihr gehört das gesamte Gelände, für den Weg, auf dem die Partys stattfinden, besteht lediglich ein Durchgangsrecht. Als der Angeschuldigte nach dem Verbleib der beschlagnahmten Sachen fragt, wird er mit einem knappen „Sie erhalten Bescheid!“ abgespiesen und freigelassen.

Mit Pfefferspray und Tarzan-Allüren: Techno-Party-Razzia

Zur gleichen Zeit nebenan, die Tanzfläche der Techno-Party ist rappelvoll, die Stimmung kocht. Die Tanzenden merken nicht, dass die Veranstalter kurz vor 01.00 plötzlich nervös werden. Späher melden ein massiertes Polizeiaufgebot im Anmarsch. Durch eine Türe wären diese direkt auf die Tanzfläche geplatzt, wenn alles geklappt hätte, doch die Tür war verrammelt.

Zwei Beamte erklettern darauf die Plattform des Kranes direkt über der Tanzfläche und hangeln sich wie einst Johnny Weissmüller im Leopardenschurz von oben herunter, kicken die im Weg stehenden Boxen mit den Stiefeln um und schwingen sich auf die Tanzfläche, wo sie sofort umringt werden. Beide Beamte zittern vor Angst, zücken sofort ihre Pfeffersprays. Nach empörten Worten fliegen dann auch die ersten Bierflaschen, worauf die Polizisten ausflippen und die ganze Party tüchtig eingasen, bevor sie sich die verrammelte Türe vornehmen und ihre Kollegen auf die Tanzfläche stürmen.

Die Polizei befiehlt die Party sofort abzubrechen, beschlagnahmt einen Plattenspieler, den Laptop des Videoanimationskünstlers und zieht sich wieder zurück. Während die etwas kleinere HipHop-Party nebenan erfolgreich mit Polizeigewalt aufgelöst wurde, schraubt die Techno-Party die (nicht beschlagnahmte) Verstärkeranlage anschliessend munter wieder hoch.

Ohne Zwischenfälle wird weiter gefeiert bis Samstag Nachmittag, als 6 Mannschaftswagen der Polizei vorfahren. Bevor die Tanzenden erneut eingekesselt werden, kappt die Polizei die Stromzufuhr, dann wird alles beschlagnahmt: von den Boxen über Verstärker, Plattenspieler, Kühlschränke, bis zum Zapfhahn, auch die Spendenkasse mit Fr. 500.- . Die Partyveranstalter beauftragen einen Anwalt, der erwirkt, dass die Sachen gegen eine Kaution von Fr. 2000.- zwei Wochen später auf der Urania-Polizeiwache abgeholt werden können. Seither hat man nichts mehr gehört.

Nachwehen HipHop-Party

Am Samstagnachmittag besucht der Angeschuldigte zusammen mit z.T. aus dem Ausland angereisten DJs die Polizeiwache Enge und fordert die Herausgabe der beschlagnahmten Gegenstände. Die Polizei gibt zähneknirschend Plattenkoffer und Rucksäcke heraus. Zurückbehalten wird das gesamte Sound-Equipment, anhand von Aufklebern eindeutig als Mietware erkennbar.

Die Vermietfirma ruft nach einer Woche auf dem Büro für Lärmbekämpfung an und erkundigt sich nach dem Verbleib ihrer Ware. „Die Sachen sind beschlagnahmt und können nicht heraus gegeben werden.“ Die Polizei verweist an das zuständige Statthalteramt, doch dort sind die Akten noch nicht eingetroffen, weshalb man ebenfalls keine Auskunft geben kann. Die Vermietfirma mittlerweile ungeduldig erwirkt die Herausgabe der Telefonnummer einer hohen Polizeistelle, die unverfroren mit der gleichen Ausrede mehrmals vertröstet: „Es wird sich jemand bei Ihnen melden.“ Nun macht die Vermietfirma TeleZüri auf diesen Fall aufmerksam, die einen entsprechenden Bericht senden. Daraufhin erhält der Angeschuldigte endlich den versprochenen Telefonanruf der Polizei und kann gegen eine Kaution von Fr. 2000.- sämtliches Material in der Tiefgarage des Polizeipostens Enge abholen.

Auf Anfrage im Sommer 2004 erhält der Angeschuldigte die mündliche Auskunft: „Sie erhalten eine Busse von Fr. 1300.- plus Gerichtskosten, was vom beschlagnahmten Geld abgezogen wird, der Rest wird Ihnen ausbezahlt.

Beamte hinterm Plattenteller: Tunnel Bass Party, 17.04.04

Kurz vor Mitternacht steigt die Tunnel Bass Party am Samstag 17.04.04 in der Fussgänger- und Fahhrad-Röhre zwischen Zürich-Wiedikon und der Sihl. In der Biegung des ca 1/2 km langen Tunnels wurden Wolldecken als Lärmvorhänge von der Decke gehängt, die kalte Neonbeleuchtung ausgemacht, stattdessen farbiges Licht über die erhitzten Gesichter der vor dem DJ-Pult tanzenden Meute ausgegossen. Links und rechts wirken je zwei leitungskräftige Boxen, ein Kühlschrank mit Spirituosen und ab geht die Drum’n’Bass Sause, an der sich vornehmlich junges bis jüngstes Partyvolk vergnügt. Zahlreiche Passanten, vielleicht schon auf dem Heimweg, bleiben in dieser animierenden „Verkehrsbehinderung“ stecken, ärgern sich aber nicht im Geringsten, sondern verweilen wippenden Fusses oder genehmigen sich gar noch etwas an der Bar.

Eine halbe Stunde später ist es dann aber wieder einmal soweit: Zwei Streifenwagen der Polizei fahren wegen der „Lärmklage eines Anwohners“ am Tunnelzugang in der Mitte vor und vier Beamte wagen sich in die mit Rauch, Musik und Gelächter gefüllte Röhre. Routinemässig wird natürlich als erstes die improvisierte Bar inspiziert, um eine eventuelle Kasse zu beschlagnahmen. Den säuerlich dreinblickenden Beamten wird aber verklickert, dass sämtliche Getränke gratis seien. Eine halbe Stunde Gnadenfrist wird gegeben, dann müsse alles weggeräumt sein, ansonsten beschlagnahme die Polizei die Verstärkeranlage. So zotteln sie wieder ab, werden immer kleiner in der Röhre, bis sie verschwinden.

Trügerisch schwillt die Musik wieder an, bis das Publikum johlt, angestachelt vom vermeintlichen Sieg über die behördlichen Spassverderber. Weil kein Mikrophon vorhanden ist, werden die Tanzenden aber über die bevorstehende Intervention im Unklaren gelassen und feiern ausgelassen weiter. Derweil rufen die Beamten draussen über Funk nach Verstärkung. Von der Wache Zürich-Höngg werden zu diesem Zweck vier Mann abdetachiert, es treffen aber bloss zwei zum vereinbarten Zeitpunkt ein.

Und wieder marschieren die Beamten, diesmal zu sechst, durch die mit waberndem Rauch gefüllte Röhre auf die Party zu, wo mittlerweile aber keine Musik mehr gespielt wird, das Publikum aber umso lauter krakeelt. Die kalte Neonbeleuchtung wird wieder eingeschaltet und schlagartig verflüchtigt sich die ausgelassene Party-Atmosphäre. Ein Polizist stellt sich demonstrativ hinter die Plattenteller, während sich der Einsatzleiter wieder den Verantwortlichen krallt, dessen Personalien sie schon beim ersten Besuch aufgenommen hatten. Er wird darüber belehrt, dass er nun verzeigt wird wegen „Gebrauch öffentlichen Grundes“, dem „illegalen Aufstellen von elektrischen Verstärkeranlagen“ usw. und treiben ihn an, die Sachen zusammen zu packen. Unter Aufsicht der Beamten, die sich vergnüglich mit einzelnen PatrygängerInnen unterhalten, wird nun der Abfall zusammen gekehrt, die Verstärkeranlage verpackt und zusammen mit dem Kühlschrank und den farbigen Lichtern weggekarrt. Gute Nacht. Behördliche Grüsse werden folgen.



Polizeieinsätze Street Parade 2004

Schwerpunkt der diesjährigen Einsätze galt illegalen Drogen. Sämliche Hanfläden wurden schon vorgängig gerazzt & gleich polizeilich geschlossen. Neu mischten sich auch uniformierte Stosstrupps mitten unter die Parade. In der Nacht kam es wie üblich zu Einsätzen gegen illegale Partys.


Im Vorfeld der Streetparade kontrollierte die Polizei schon früher immer wieder die Hanfläden. Während in den Vorjahren lediglich aufgrund von Hinweisen auf gesteigerte Geschäftstätigkeit in einzelnen Hanfläden Razzien gemacht wurden, führte die Polizei dieses Jahr einen Rundumschlag gegen sämtliche bekannten Hanfläden.

Street Parade als Vorwand für Schliessung von Hanfläden

Laut Stadtpolizei kontrollierten Detektive der Betäubungsmittelfahndung und der Abteilung Brennpunkt am Freitag und Samstag über ein Dutzend Hanfverkaufsgeschäfte und stellten dabei über 3 Kilogramm Marihuana, rund 300 Gramm Haschisch, rund 40 Ampullen GBL, über 100 Tabletten 2-CT sowie geringe Mengen Ecstasy sicher. Die Läden wurden anschliessend amtlich versiegelt und bleiben bis auf weiteres polizeilich geschlossen. 25 Personen wurden wegen Verdachts auf Drogenhandel festgenommen. Drei wurden der Bezirksanwaltschaft Zürich zugeführt. Die Übrigen wurden inzwischen wieder entlassen.

30'000 Unterschriften für Legalisierung gesammelt

Offensichtlich handelte es sich um einen Racheakt der Polizei gegen die Hanf-Szene auf deren Ankündigung hin, an der Street Parade Unterschriften die Hanflegalisierungs-Inititive zu sammeln. Auch der Pressesprecher der Parade hatte sich im Vorfeld öffentlich lautstark über die angekündigte Sammlung empört. Trotzdem kamen über 30'000 Unterschriften zusammen. (In ersten Meldungen war noch von über 80'000 die Rede.) Bereits wurde die Gründung einer Hanf-Partei angekündigt, welche "die SVP das Fürchten lehren" will.

Uniformierte Stosstrupps und zivile Löckvögel in der Menge

Während des Umzugs kämmten jeweils ein doppelter Vierertrupp uniformierter BeamtInnen mit Dienstwaffe und ausziehbarem Mehrzweckstock durch die ausgelassene Menge und hielten Ausschau nach Drogenhändlern und anderen Kunden. Zum Einsatz kamen dabei auch sog. "Baby Bullen" - jüngste PolizeiaspirantInnen in zivil, die als Drogenkäufer auftraten. Nach Kontakt mit einem Händler wird dieser über Natel einem zur Unterstützung im Hintergrund bereit stehenden uniformierten Eingreiftrupp beschrieben, der darauf die Verhaftung vornimmt.

Polizeeinsätze gegen illegale Party

Die gewaltsamen Räumungen der Partys auf dem Kibag-Areal 2003 zeigten Wirkung. Der eigentlich ideale Platz blieb dieses Jahr verwaist und unbenutzt. Jedoch wurde nebenan auf der Wiese beim GZ Heuried stattdessen eine illegale Open-Air Party mit freier Eintritt auf 7 Floors gefeiert. Schon bald tauchten auf dem lautesten Floor 2 Beamte der Wirtschaftspolizei auf und wollten diesen schliessen. Eine aufgebrachte Menge zwang die beiden jedoch lautstark zum Rückzug. Wie echte Sportsmänner steckten sie die Niederlage weg: "1:0 für euch!" Unter freiem Himmel vergnügten sich die ganze Nacht über 1000 Menschen. Gegen 5 Uhr morgens brauste eine Wagenkolonne der Stadtpolizei heran: Ein grosser Mannschaftswagen gefolgt von 3 Kleintransportern postierte sich am Eingang, ca. 40 UniformpolizistInnen sassen ab. BeamtInnen in Zivil schwärmten aus, um das Partygelände zu erkunden, während ihre uniformierten KollegInnen bei den Fahrzeugen warteten. Nach einer halben Stunde zog sich die Polizei aber wieder zurück. Am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr erschienen jedoch erneut Beamte und kappten die Stromleitung.




Grossrazzien in 2 Zürcher Klubs

Kurz nach 4 Uhr am frühen Samstagmorgen des 3. Dezember 2005 führte die Stadtpolizei Zürich gleichzeitig im Club Q und der Dachkantine eine Grossrazzia durch. Mit einem massiven Grossaufgebot von ca. 200 PolizeibeamtInnen in Uniform und Zivil wurden 2 Parties gestürmt und ca. 1400 PartygängerInnen kontrolliert und teilweise verzeigt. Die Anwesenheit von Polizeisprecher Cortesi, eines Kamerateams der Rundschau von SF DRS und mehreren Kameraleuten des Filmdienstes der Stadtpolizei lässt darauf schliessen, dass die Polizei mit dieser konzertierten Aktion den Medien beweisen will, wie nötig und hart ihre Arbeit in der Partyszene ist. Ein Wahlkampfmanöver?
      
                   Einsatzbesprechung draussen vor der Dachkantine

DJ Bailey (UK) und zwei MCs heizen in der Dachkantine einem begeisterten Publikum gehörig ein, als ca. 04.15 h uniformierte Polizeibeamte mit Signalwesten eindringen und als erstes sämtliche Ausgänge abriegeln, während ein Einsatzleiter mittels Megaphon auf die bevorstehende Razzia aufmerksam zu machen versucht, vergeblich, seine Ansage geht in den stampfenden Drum'n'Bass-Beats unter. Erst als die Musik abgedreht wird, realisieren die Tanzenden die Anwesenheit der Polizei und bringen ihr Missfallen über die abgebrochene Party lautstark zum Ausdruck.

            
    Uniformierte auf der Tanzfläche               Einsatzleiter mit Megaphon

Schliesslich drücken die Veranstalter dem Chef-Einsatzleiter auf der Bühne ein Mikrophon in die Hand, worauf dieser die Gelegenheit hätte, den Grund des Polizeieinsatzes und das weitere Vorgehen zu erklären. Der ältere Herr in Uniform, der zu dieser Zeit wohl eher ins Bett gehört hätte, versagt kläglich, worauf schliesslich die Veranstalter selbst ihr Publikum informieren müssen.

   
        Der Chef-Einsatzleiter                      "Sind Sie der Verantwortliche?"

Die Polizei untersagt den PartygängerInnen an der Garderobe ihre Kleider abzuholen, auch der Gang auf die Toilette ist verboten. Ungläubig nimmt Polizeisprecher Cortesi diesen Vorwurf zum Anlass, einen Toilettengänger mit Druck auf der Blase eigenhändig zum Klo zu geleiten, worauf unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Gang aufs WC zähneknirschend erlaubt wird.

 
Pressesprecher der Stadtpolizei Marco Cortesi vor dem Schlag ins Gesicht.

Nach der Razzia schlug ihm ein DJ "grundlos" die Faust ins Gesicht. "So etwas habe ich während den letzten zwanzig Jahren noch nie erlebt", gibt Cortesi verärgert einem Journalisten zu Protokoll. (Tages-Anzeiger 5.12.05)

Immer mehr Polizeibeamte mischen sich unter die Menge. Wer erst jetzt seine Drogen weg wirft, wird von unauffälligen aber aufmerksamen BeamtInnen in Zivil zur Seite genommen und verzeigt.

                
  Mütze auf und: "Chömed Si emal mit!"
         "Wo hänzi d'Droge?"
Um ca. 04.45 h erläutern die Veranstalter nochmals über Mikrophon das weitere Vorgehen der Polizei: Jeder wird abgeführt und draussen vor dem Klub bei lauschigen 0° einer gründlichen Kontrolle unterzogen, erst die Frauen, dann die Männer. Knapp bekleidete Frauen und Männer mit blossem Oberkörper frieren in der feuchtkalten Dezembernacht, während BeamtInnen mit Gummihandschuhen an ihrem Körper nach Drogen suchen.

Wer einen Autoschlüssel dabei hat, muss einen Atemlufttest bestehen, ansonsten wird der Schlüssel eingezogen und kann morgen auf der Wache abgeholt werden. Wer darauf hinweist, auf sein Fahrzeug angewiesen zu sein, wird als "aggressiv" vermerkt. Auch nimmt die Polizei bei einzelnen Parygästen Schleimhautabstriche vor für ihre DNA-Datenbank.

                  
        Filmdienst Stadtpolizei Zürich        Lassen sich nicht gerne filmen Auffallend viele Kameraleute des Filmdienstes der Stadtpolizei Zürich halten die Razzia mit grossen bis sehr kleinen Kameras in Bild und Ton fest, laut Aussage des Chef-Einsatzleiters um Beweismittel in der Hand zu haben, falls sich KundInnen ausfallend oder renitent verhalten. Anscheinend werden die Aufnahmen nachher nicht vernichtet, sondern weiter verwendet, lediglich die Gesichter sollen unkenntlich gemacht werden.


     
       
           Spass an der Arbeit                               Pinkelpause?

Erst sollte die Party nach der "halbstündigen" Kontrolle wieder weiter gehen, bis aber auch dem Hinterletzten dämmert, dass die hochmotivierten ("mussten keinen Eintritt bezahlen") Beamten wirklich Spass haben und ihre Schulübung Personenkontrolle im Nachtklub erst gegen 07.00 h zu beenden gedenken. "Dann hätte der Klub sowieso geschlossen", meint der Chef-Einsatzleiter ungerührt, danach werde der Klub mit Einsatz von Spürhunden von oben bis unten nach Drogen abgesucht. Mit diesen Grossrazzien wolle die Polizei wissen, was in diesen Klubs für Drogen konsumiert werden.

Wird der Wert der beschlagnahmten Drogen die Kosten für diese Grossrazzien aufwiegen?


Die Pressemitteilung der Stadtpolizei


Bild: Stadtpolizei Zürich / Grafik und Text gelb von PigBrother
Das originale Durchsuchungsprotokoll!
Seite 1, Seite 2, Seite 3 (von http://Dachkantine.ch)
Erklärung der Dachkantine-Betreiber
--> Petition (Pdf downloaden und ausdrucken)

Wie zu erwarten war, präsentiert die Stadtpolizei in ihrer Medienmitteilung vom 3.12.05 stolz die "grosse" Ausbeute an beschlagnahmten Betäubungsmitteln und veröffentlicht zwei Fotos, sinnigerweise vor einem Spiegel geknipst, damit es nach etwas mehr aussieht. Ein grosser Plastiksack sticht ins Auge, gefüllt mit einer grösseren Menge Kokain, das anscheinend in Raum 6 beschlagnahmt wurde. Daneben erkennt man ca. 40 Einzelportionen Kokain in Minigrips, ca. 20 Minigrips mit Cannabis sowie ca. 30 Pillen.

Abgesehen vom grossen Sack Kokain, beweisen die Polizeifotos, dass die Grosskontrolle von 1400 Partygästen nicht nur ein Schlag ins Wasser, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der Musikszene Zürich war.

Den beschlagnahmten Drogen im geschätzten Wert von vielleicht Fr. 10'000.- stehen die geschätzten Kosten der Polizeigrossaktion gegenüber: 6stündiger Einsatz von 200 BeamtInnen à Fr. 150.-/h = Fr. 180'000.-

Kleines Trostpflästerchen für die Veranstalter: Einzelne PolizeibeamtInnen in Zivil besuchten die Tanzlokale vor der eigentlichen Razzia und bezahlten an der Kasse ihren Eintritt.
>> mehr Partyrepression
>> Technozensur Schweiz
>> Dezibelzensur Schweiz
Weitere Homepage zum Thema:
http://www.fuck93db.com
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