Wer s c h w e i g t , macht sich m i t s c h u l d i g ! Protokoll des Polizeiopfers
Eldar S.
[PigBrother dokumentiert
ungekürzt das im Anschluss an die Medienkonferenz vom 7.5.02
veröffentlichte Gedächtnisprotokoll des 19-jährigen
Opfers einer «normalen Verhaftung (Standardprozedur)». Wer s c h w e i g t , macht sich m i t s c h u l d i g ! (Bilder: Polaroids Notaufnahme Kantonsspital 1, 2, 3, 4, 5 aus CH Aktuell)
Es war zunächst ein Sonntag wie jeder andere, aber diesen Sonntag werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich lebe seit 10 Jahren in der Schweiz und fühle mich hier zuhause, hier verwurzelt, es ist meine zweite Heimat. Ursprünglich bin ich, vor 10 Jahren, von Bosnien und Herzegowina wegen des Krieges hierher geflüchtet. Ich gehe hier seit der vierten Klasse zur Schule. Ich habe hier die Unterstufe, Oberstufe, ein Zusatzjahr Sek. und die Bürolehre gemacht. Inzwischen hat sich mein Vater selbstständig gemacht und das Geschäft übernommen, wo er früher als Tankwart angestellt war. Es handelt sich um eine kleine, etwa 50 Jahre alte Tankstelle, die immer noch wie in früheren Zeiten bedient ist, und um eine Garage. Gut, die Tankstelle haben wir renoviert und natürlich der heutigen Zeit angepasst. Seitdem arbeite ich als Tankwart bei meinem Vater. Das Geschäft liegt an der Sonneggstrasse unmittelbar vor dem Zentrum der Stadt. So haben wir Kunden aus allen Teilen der Stadt, dem Kanton, ja selbst internationale. Aber den grössten Teil machen natürlich die Kunden aus der Stadt, aus dem Quartier aus. An diesem 21. April, etwa gegen 18h, verliess ich das Geschäft mit dem Ziel Shopville beim Hauptbahnhof, weil auch sonntags bis 20h dort die Läden offen sind.
Mit Schlagringen voll drauf Ich wollte Brot kaufen, schnell etwas essen und anschliessend in den Fitnessclub gehen. Ich nahm die Abkürzung Weinbergfussweg, welcher die Sonneggstrasse mit der Leonhardstrasse verbindet. Ich lief ganz normal die Treppen hinunter (Schrittempo), als vor mir plötzlich zwei grossgewachsene breitschultrige Männer auftauchten. Sie fielen mir sofort auf. Sie hatten typische Merkmale von Glatzen oder Neonazis. Der eine wahr kahlköpfig mit Brille, der andere hatte Millimeter-kurz geschnittenes Haar. Auf den ersten Blick sahen sie sehr frustriert aus und schauten grimmig drein. Sie waren in Zivil, sportlich angezogen. Sie kamen mir entgegen und ich schaute normal geradeaus an ihnen vorbei. Drei Treppenstufen vor dem Eingang der römisch-katholischen Liebfrauenkirche wollte ich die Zivilen passieren, als mich einer ohne Grund oder Vorwarnung am Gesicht packte und mir mit einem runden Metallgegenstand (Schlagring auf der Handfläche, Farbe silber), welcher an seiner Hand befestigt war, mit ungeheurer Kraft und Gewalt gegen den Kopf (seitlich hinten, linke Seite) schlug.
Aber die Schläger machten keine Pause, obwohl ich schon völlig wehrlos war. Mit der gleichen Brutalität ging es weiter. Ich wurde am Kopf gepackt und bis zum Treppengeländer gezogen. Dort wurde mir um die rechte Hand eine Handschelle gelegt, und der andere Teil der Handschelle wurde am untersten Teil des Geländers festgemacht. Ich lag jetzt auf den Knien, konnte weder aufstehen noch irgendwie wegrennen. Stark spritzte mein Blut weiterhin aus dem Kopf und tropfte auf meine Kleider und auf den Boden, es ist wohl eine Arterie am Kopf geplatzt, dachte ich. Ich war den Schlägern völlig schutzlos ausgeliefert. Aggressiv schlugen die zwei Männer weiterhin auf mich ein. Ich stellte meine linke Hand vors Gesicht, um mich zu schützen. Ich schrie um Hilfe: "Hilfe, Hilfe, hilft mir denn niemand!?" "Hilfe, Hilfe ich werde umgebracht!" "Hilfe, mein Vater ist gleich da oben an der Tankstelle, es soll ihn jemand rufen!" Ich wurde mit Stiefeln traktiert, ich bekam unzählige Fusstritte, Schläge mit dem Metallring auf den Kopf und gegen das Gesicht. Aber am meisten schlug mir einer der Herren mit der Faust gegen den Hinterkopf. Aus mehreren Wunden floss Blut, auf dem Boden und auf meinen Kleidern war alles voller Blutflecken. Ich dachte, mein halber Kopf wäre weg, ich verliere viel Blut, ich werde sterben. Aus der Richtung der Kirche hörte ich jemanden rufen: "Hört auf, auf den Mann einzuschlagen!" "Wir tun nur unsere Arbeit!" antwortete beiläufig einer der Schläger. Plötzlich hörte ich aus der Ferne Polizeisirenen, die immer näher kamen. Die Männer hörten auf, Schläge auszuteilen. Sie wirkten irgendwie wie überrascht, fast ein bisschen durcheinander. Etwa sechs voll bewaffnete Polizisten rannten mir entgegen. Ich war erleichtert, fast glücklich, als ich diese Polizisten sah. Die Polizisten kamen von der Leonhardstrasse bis zur Kirche in einem Blitz-Tempo. Am liebsten hätte ich jetzt geschrieen: "Verhaftet diese brutalen Schläger, Ihr habt sie auf frischer Tat ertappt!" Schläger mit Polizeiausweis
Doch plötzlich zupften die Schläger Ausweise aus ihren Taschen. "Hier Kriminalpolizei!" rief einer. Ich war verblüfft. Diese Schläger, die ich für Nazis hielt, hatten plötzlich Ausweise und behaupteten, Kriminalpolizisten zu sein. "Dieser Mann, der hier auf dem Boden liegt, ist ein gefährlicher Krimineller! Er ist völlig unberechenbar!" Er ist stark wie eine Sau, Ihr werdet das nicht glauben!" warnten die Schläger. Die Polizisten machten jetzt einen Halbkreis um mich. Als wäre ich ein gefährliches wildes Tier, das jeden Moment zubeissen könnte. "Ganz langsam, nicht bewegen, Bürschchen!" warnte mich ein uniformierter Polizist. "Ich bin kein Krimineller, ich arbeite hier gleich an der Sonneggstrasse an der Tankstelle! Mein Vater ist auch dort, Ihr könnt ihn ruhig fragen!" "Ihr müsst mir helfen, diese zwei Herren haben mich fast umgebracht!". Es kamen weitere Polizisten dazu. "Halt doch endlich die verdammte Schnauze und beweg Dich nicht!" schrie ein uniformierter Polizist. Jetzt legte mir ein anderer Polizist das Knie auf meinen Rücken, nahm die Handschellen vom Geländer weg und kettete mir neue Handschellen an. Ich hatte jetzt die Hände auf dem Rücken, und wurde auf die Beine gestellt. Ein Polizeisanitäter kam, sah sich meine Wunden an und bemerkte, "diese Wunden müssen sofort genäht werden!" Dann ging er auf die Schläger zu und fragte sie, ob sie irgendwelche Verletzungen hätten, und "wie geht es Ihnen!" "Bei uns alles okay, wir brauchen keine Hilfe, alles klar!"
"Nicht nach Hilfe rufen!" Auf der Leonhardstrasse hatte sich eine grössere Menschenmenge angesammelt. Sie waren scheinbar aus ihren Wohnungen und aus Restaurants herbeigeeilt. Mit grossem Staunen, auch mit offenem Mund, verfolgten Schaulustige das ganze Geschehen. Von 4 uniformierten Polizisten wurde ich, mit Handschellen über dem Rücken, langsam die Treppe hinunter zur Leonhardstrasse abgeführt. Zuvor hatte mir ein Polizist gedroht: "Versuche nicht wegzurennen, kein 'Hilfe' rufen oder irgend welche Fluchtversuche!" "Ich habe nie was mit Kriminalität zu tun gehabt, ich werde hier wahrscheinlich mit irgend jemandem stark verwechselt!" erwiderte ich. "Klappe halten!" sagte der Polizist. Zuerst dachte ich, jetzt ist alles okay, es wird sich bei der Polizei sofort alles klären, dass ich kein Krimineller bin und höchst wahrscheinlich verwechselt wurde. Schritt für Schritt führten mich die Polizisten zur Leonhardstrasse hinunter. Ich war blutüberströmt. Die Zuschauer vor mir staunten und fragten sich wohl, was hier vor sich gegangen war. Wahrscheinlich war jetzt ein "Grosskrimineller" gefasst, anders liess sich das Grossaufgebot der Polizei gar nicht erklären. Ich fühlte mich kolossal erniedrigt, es war das erste Mal, dass ich in meinem Leben wie ein Krimineller in Handschellen von der Polizei abgeführt wurde. Mir wurde auch nicht gesagt, warum man mich geschlagen hatte und warum ich verhaftet werde. Es wurde mir erneut von den Polizisten gedroht, "ja keinen Widerstand auf irgend eine Weise" zu leisten. Ich versicherte ihnen aber in ruhigem Ton, dass ich dazu keinen Grund hätte. Es wird sich sicher schnell klären, dass ich ein unschuldiger Bürger bin. Ich sagte es den Polizisten klar und deutlich und wollte sie davon überzeugen. Ich wurde in den Kombi-Wagen geschoben, die Türe wurde zugeknallt, und der Wagen fuhr sofort los. Die Fahrt ging nicht lang, ein paar Minuten, und dann hielt der Wagen langsam an. Das Polizeiauto hatte keine Fenster, und ich bekam nicht mit, wo man mich genau hinbrachte. Ich glaubte von der Länge der Fahrt her, dass ich eher in die Uraniawache gebracht wurde, und nicht in die weiter entfernte Kaserne. Die Tür des Wagens ging nicht sofort auf. Ich sass jetzt im Auto, horchte angespannt, von draussen hörte ich schwach Männerstimmen, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Die Seitentüre des Wagens ging auf, vor mir standen zwei Polizisten, mittelgross, beide kurz geschnittene Haare und beide in Polizeiuniformen. Sie forderten mich auf, ruhig zu bleiben und nicht zu versuchen, um Hilfe zu schreien oder wegzurennen, oder gar irgendwelchen Widerstand zu leisten. Ich sagte zu ihnen, "dazu gibt es keinen Grund, ich bin völlig unschuldig und Sie werden bald einsehen, dass ich absolut nichts verbrochen habe". "Ich war auf dem Weg zum Shopville, ich wollte Brot holen". Ich sagte ihnen, "Sie können sonst meinen Vater anrufen, er wird Ihnen gerne Auskunft über mich geben". Doch plötzlich verfinsterten sich die Gesichter der Polizisten, einer lief rot an. Sie schrieen mich an: "Halt die verdammte Klappe!" und "wir wollen keine Kommentare von Dir hören!" Ich wurde still. Sie packten mich an den Schultern und zogen mich aus dem Wagen. Ich wurde nicht durch den Haupteingang der Urania hineingebracht. Es gab plötzlich eine Seitentüre vom Trottoir her, und man gelangte direkt in einen schwach beleuchteten Flur. Mich überkam ein mulmiges Gefühl. Eine innere Stimme warnte mich, "hier läuft etwas gewaltig schief". Ich fragte mich, wieso diese Polizisten so gereizt reagieren. Mir fiel auf, dass keine weiteren Polizisten mehr anwesend waren, der Eingang war nur spärlich beleuchtet und fast dunkel. Ich war allein, über den Rücken mit Handschellen gefesselt. Diese Polizisten waren voll bewaffnet und machten mir keinen guten Eindruck.
trugen schwarze Handschuhe Mir fiel auf, dass beide Polizisten schwarze Handschuhe trugen. Ich konnte die Gefahr riechen, die jetzt in der Luft lag. Plötzlich spürte ich einen harten dumpfen Schlag gegen den Hinterkopf. Weil meine Hände gefesselt waren, fiel ich mit dem Gesicht direkt zu Boden. Mich überfiel eine unglaubliche Angst. Ich konnte mich nicht wehren, ich war ja festgebunden. Ich konnte auch nicht aus eigener Kraft wieder auf die Beine kommen. Die zwei uniformierten Polizisten stürzten sich wie Bestien auf mich und schlugen gleichzeitig auf mich ein, mit Tritten gegen die Wirbelsäule, in die Nieren, in Bauch und Genitalien. Es war so erniedrigend und verachtend für mich, so ausgeliefert zu sein. Zuvor verhaftet, lag ich jetzt, gefesselt wie ein Sandsack am Boden und musste alle diese Schläge über mich ergehen lassen. Ich schrie teils aus Verzweiflung, teils aus Todesangst aus voller Kehle um Hilfe. Irgend jemand muss mich doch in diesem Hause hören! Doch kräftige Arme packten mich am Kopf und stellten mich wieder auf die Beine. Sie pressten mir ihre Hand auf den Mund, sodass meine Hilfeschreie automatisch verstummten. Einer der Polizisten packte mich mit beiden Händen am Hals und begann mit mit voller Kraft zu würgen. Von vorher zugefügten Tritten war mir schon die Luft weggeblieben, und durch diese Würgerei bekam ich jetzt erst recht keine mehr. Ich war jetzt sicher, dass die letzten Sekunden meines Lebens gekommen seien. Mit grossen Augen sah ich mir diesen Peiniger an, der mich mit hasserfülltem Blick würgte. Dann liess er mich wieder los am Hals, der andere Polizist hielt mich fest, damit ich nicht wieder zu Boden fiel. Der Würger schlug jetzt mit Fäusten in den Magen, in Leber und Bauch. Mit letzter Kraft spannte ich meine Bauchmuskeln, um die folgenden Schlagserien in den Bauch überhaupt zu überstehen. Es war schrecklich! "Das bringt nichts!" schrie der andere Polizist, der mich von hinten festhielt,
damit der andere besser zuschlagen konnte. "Schlag' dem verfluchten huere Scheissausländer ins Gesicht!" befahl er jetzt, und jetzt versetzte er mir einen vollen Fusstritt in die Hoden, mir drehte sich der ganze Raum mehrmals durch den Kopf. Jetzt beschimpften mich die Polizisten wieder mit "Arschloch!", "Saujugo!", "Hurensohn!". Ich war fix und fertig
und völlig am Ende. Der Mann, der mir den Tritt in die Hoden verpasst
hatte, schlug mir mehrmals mit der Faust ins Gesicht, in die Schläfen
und auf die rechte Augenbraue. Die rechte Augenbraue platzte daraufhin,
und neues Blut rann mir über das schon blutverschmierte Gesicht.
Es war ein Alptraum ohne gleichen. Mit einem letzten Funken Kraft brachte
ich noch durch die Zähne, mich ein letztes Mal gegen diese Schlächter
aufzulehnen. Gezielte schwere Körperverletzung "Ich werde sterben, Ihr wollt mich umbringen! Warum!?" Für einen Moment hielten sie inne und überlegten scheinbar, was sie nun mit mir als nächstes anstellen werden.
Aus irgend einem Grund hatten sie plötzlich aufgehört, meinen Kopf an die Wand zu schmeissen. Sie drückten jetzt den Kopf hinunter, wie ihre zivilen Kollegen zuvor, und schlugen mit den Fäusten unzählige Male auf den Hinterkopf. Dann wurde mein Kopf in ihre Kniehöhe gedrückt, und ich bekam wuchtige Kniestösse gegen das Gesicht.
"Was geht hier vor?" Offenbar wollten sie mir die Zähne brechen, weshalb ich, zum Schutze des Kiefers, mein Kinn ganz nach unten an die Brust stiess. Ihre Kniestösse trafen jetzt an der Schläfe und auf der Stirn. Doch plötzlich hörten sie auf, weil eine grossgewachsene junge Frau erschreckt fragte, was hier vor sich gehe. "Er ist ein Krimineller! Wir wollen ihn nur zur Zelle führen, und er wehrt sich ständig!!!" rief einer der Polizisten. Sie war plötzlich hinter mir im Flur aufgetaucht. Obwohl mir das ganze wie Stunden vorkam, hatte die ganze Quälerei vielleicht 10 Minuten gedauert. Ich wurde jetzt, völlig entkräftet, durch den Flur, vorbei an leeren Büros, gezogen, nicht mehr imstande, selber zu gehen. Eine Zellentüre wurde aufgerissen, und ich wurde, wie ein Tier, hineingeworfen. Nun lag ich da auf dem Boden in einer fensterlosen Zelle. Ich war nicht imstande, aufzustehen. Aus den Wunden floss Blut, und mein Mund war so trocken, ich hatte keinen Speichel mehr. Ich musste unbedingt Wasser bekommen.
"Du wirst diese Zelle nicht lebend verlassen!" "Wasser, Wasser, ich brauche Wasser, bitte!". Plötzlich wurde die Türe aufgeschlossen, und die zwei uniformierten Polizisten standen in der Zelle. Der eine hielt drohend einen Schlagstock in den Händen. Der andere nahm mich hoch und sagte, "jetzt nehmen wir die Handschellen weg, wenn Du was tust oder auch nur eine falsche Bewegung, wirst Du diese Zelle nicht lebend verlassen!" Ich fragte mich, wieso hier nur 2 Polizisten anwesend waren, wo waren all die anderen eigentlich geblieben? "Jetzt wirst Du Dich nackt ausziehen!" "Aber ich bin doch kein Verbrecher!" "Halt doch die verdammte Schnauze!" "Warum tut Ihr mir das an?" Ich war völlig im falschen Film, und diese Leute werden mich höchstwahrscheinlich noch ein drittes Mal zusammenschlagen. Sie nahmen meine Kleider und ihre Handschellen und verliessen die Zelle. Die Türe wurde wieder abgeschlossen. Ich war alleine, nackt in dieser fensterlosen Zelle und dachte nach. Ich unternahm noch einen Versuch und schrie "Ich brauche Wasser!" "Für Dich gibt es sicher kein Wasser!" kam die Antwort.
Eine Verkettung aber nicht von Zufällen Es wurde mir auf einmal klar, was hier ablief, konnten unmöglich Zufälle sein, jemand muss das genau geplant haben. Man hatte mir zu keiner Zeit gesagt, was gegen mich vorliegt, als sie mich fast umbrachten, und was jetzt eigentlich der Verhaftungsgrund ist. Ich hatte noch nie mit der Polizei zu tun, ich habe keine Vorstrafen, nichts. Ich habe eine blütenweisse Weste, und auch privat hatte ich keine Streitereien oder Konflikte. Ich muss wohl gewaltig
mit jemandem verwechselt worden sein, oder habe ich doch mächtige
Feinde, von denen ich nichts weiss? Einen Unschuldigen gleich zweimal
praktisch zu Tode schlagen, das durfte doch in der Schweiz nicht wahr
sein
!
Endlos lange Minuten vergingen, und meine Situation verschlechterte sich fortwährend. Ich hatte einen unglaublichen Durst, und aus meinen Wunden tröpfelte noch immer Blut. Ich musste hier hinaus, in die freie Welt. Ich musste den Leuten und der Öffentlichkeit erzählen, was ich hier erlebt habe, diese Vorstellung trieb mich wieder an. Aber zuvor musste ich es irgendwie schaffen, diese verfluchte Zelle zu verlassen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, und ich begann, mit den Händen gegen die Türe zu schlagen. "Ich bin zuckerkrank, ich werde sterben, wenn ich meine Medizin nicht bekomme!" Und: "Ich brauche Wasser und meine Medizin!" Das mit dem Zucker war eine Notlüge, aber ich hatte grosse Hoffnung, dass mich dies retten würde. Die Zellentüre wurde wieder aufgerissen, und die beiden Schlägerpolizisten standen vor mir, jetzt beide mit Schlagstöcken ausgerüstet. "Du hast kein Zucker, Du lügst!" schrie er mich an "Wer ist Dein Hausarzt!?" "Ich habe jetzt einen neuen, sein Name fällt mir aber jetzt nicht ein!" "Der Jugo lügt, ich weiss es, er hat kein Zucker, es ist eine Lüge!" Er packte mich mit beiden Händen am Gesicht und schrie wie ein Irrer: "Wer ist Dein Hausarzt!!?" "Er wohnt in Zürich", antwortete ich. "Ja, Zürich ist gross! Genaue Adresse und den Namen, Du Arschloch!" Sie sahen mich wütend an. "Ohne meine Medizin werde ich bald sterben, ich habe schon so viel Blutverlust, ich brauche Wasser!" Ich begann zu weinen, und Tränen rannen mir über die Blutkrusten. "Lasst uns reden, Ihr könnt sonst meinen Vater fragen, ob ich Zucker habe", bettelte ich. "Ich habe wirklich Zucker, ich brauche Wasser und Insulin!" Offenbar wurden sich die 2 Polizisten endlich bewusst, wenn ich Zucker hätte, dass es jetzt für sie "heiss" werden könnte. Sie schauten sich gegenseitig fragend an, und einer knallte mir die Türe vor der Nase zu. Ich schlug weiterhin auf die Türe und verlangte Insulin und Wasser. Die Zellentüre wurde wieder aufgerissen, und die zwei uniformierten Polizisten und jetzt auch jemand in Zivil stellten sich vor mir auf. Sie gaben mir die Kleider, ich konnte mich anziehen und bekam sogar drei Becher Wasser. Man werde einen Arzt verständigen, und wenn ich jetzt nochmals auf die Türe schlage, würden sie mich nochmals drannehmen, drohten sie mir, und schlossen die Türe erneut zu.
"Die Polizei wird ihr Bestes tun " Ich sass jetzt ruhig in der Zelle und schluchzte vor mich hin. Die Zellentüre wurde aufgestossen, und die drei Polizisten standen wieder da, mit griffbereiten Pistolen, der eine hielt den Schlagstock in der Hand. Mit diesen Drohgebärden erklärten sie mir, dass ich jetzt zum Arzt gebracht werde, aber wehe, ich mache eine "falsche Bewegung" Als ich durch den Flur kam, erschrak ich für einen Moment, als ich mein Gesicht in einem Fensterglas sah. Es war übel zugerichtet, überall Blut, Schwellungen und offene Wunden, wo immer noch Blut herauströpfelte. Auf der weissen Wand im Flur entdeckte ich grosse Blutspuren, stumme Zeugen dieses Massakers. Eine Bürotüre wurde aufgemacht, und zwei weitere Herren warteten jetzt plötzlich auf mich. Der eine stellte sich als Detektiv Eduard Ringier vor, der andere gab an, Arzt Walter zu sein. Arzt Walter verlangte von mir, dass ich ihm kurz zusammenfasse, was sich ereignet habe. Obwohl ich natürlich ausser mir war und den Tränen nahe, vermochte ich ihm die ganze Geschichte zu schildern. Anschliessend fragte ich auch ihn, weshalb dies passiert sei. Walter wandte sich hilfesuchend an Detektiv Ringier, doch der machte lieber an einem Kugelschreiber herum, als klärende Worte zu finden. Er kritzelte während der ganzen Geschichte, die ich dem Arzt Walter nahebrachte, auf einem Papier herum. Er runzelte nur die Stirn, hob die Augenbrauen, und hob die Schultern so, dass seine Körpersprache klar sagte, er wisse von nichts. Ich sah dem Mann in die Augen und sagte, "ich bin von Ihren Beamten fast zu Tode geprügelt worden, warum?" "Ich kann Ihnen im Moment keine Antwort geben, aber wir werden unser Bestes für Sie tun und sehen, was schief gelaufen ist". Der Arzt machte derweil Notizen, mass mir den Blutdruck und verlangte, dass ich sofort ins Kantonsspital verbracht würde. "Verdacht auf innere Verletzungen und Blutungen, hoher Blutverlust" lautete seine Diagnose. Der Detektiv Eduard Ringier nickte derweil mit dem Kopf, als wäre er sich der dramatischen Notlage vollkommen bewusst.
"Grund: unbekannt" Dann wurde ich wieder durch den Flur zurück zur Zelle geführt. Endlos lange Minuten vergingen. Dann kamen die Polizisten wieder und brachten mich erneut ins gleiche Büro. Der Detektiv Eduard Ringier und ein weiterer Mann erwarteten mich. Der "Neue" sagte, er sei Gerichtsmediziner Brandenberger. Auch er wollte jetzt eine Zusammenfassung der ganzen Vorfälle von mir hören. Auch er nahm jetzt meinen Blutdruck und suchte zusätzlich meine Pupillen mit einer kleinen Lampe ab. Wie schon zuvor, machte sich der Detektiv Eduard Ringier Notizen auf einem Blatt, danach zupft er eine Visitenkarte hervor. Ich müsse irgendwann in den nächsten Tagen zu ihm kommen und ihm helfen, ein Protokoll zu schreiben. Jetzt musste ich aber ein Blatt Papier unterschreiben, wonach ich verhaftet worden sei, "Grund: nicht bekannt", dass ich meine Kleider und Fr. 40.-, Schlüssel etc. zurückerhalten hätte. Er sagte mir auch, wenn mich später die Polizei ins Kantonsspital fahren werde, müsste ich auch noch unterschreiben, dass ich frei gelassen worden sei. Aber er wusste "im Moment" nicht, weshalb ich zweimal verprügelt und verhaftet worden bin. Ich sagte ihm, "falls ich jemals lebend hier rauskomme, werde ich zu den Medien gehen", zu "Tele Züri", "Blick" und allen möglichen Zeitungen. Solche Verbrechen, wie jetzt gegen mich, dürften nie wieder vorkommen! Ich sagte ihm auch, dass mir nichts vorzuwerfen sei. Ich habe tatsächlich nie geraucht, nie Alkohol konsumiert, keine Drogen genommen der gar verkauft. Ich war nie in Konflikt mit der Polizei, und privat habe ich mich mit allen Menschen immer gut vertragen. Ich bin sauber, ich habe keinen "Dreck am Stecken". Ringier nickte wieder, als wäre ihm dies alles bekannt, meinte aber, "im Moment" könne man nichts unternehmen. Ich hatte den Eindruck, die Situation war ihm mindestens peinlich.
Observieren Schlagen Vertuschen Wieder wurde ich in
die Zelle zurückgebracht. Beiläufig bemerkte einer der beiden
uniformierten Schläger, dass er mich indirekt kenne. Er wusste
genau, an welcher Tankstelle ich arbeite, er wäre "viele Male an
dieser Strasse vorbeigefahren" und hätte mich dort gesehen. In
meinem Kopf machte es "Klick", ich war dem Mann also bekannt, trotzdem
(oder gerade deswegen) hatte er mich im Flur zusammengeschlagen.
Die Türe wurde geschlossen, und ich musste wieder in diesem fensterlosen Raum warten. Dann kamen sie wieder. Jetzt nahm mir jemand von der Polizei Blut ab, auch Urin, und ich wurde gemessen. Dann gab es zwei Photos von vorne und von der Seite. "Wie es sich für einen Kriminellen gehört!" behauptete einer der Schläger. Ich fragte: "Wieso fotografiert Ihr diese grossen Blutflecken nicht an der Wand?" "Du bist aber der Allerdümmste, glaubst Du, wir machen etwas gegen uns?!" war die Reaktion des anderen Schlägers. Wieder zurück in die Zelle, wo für mich Minuten zu Stunden wurden, aber ich vermochte die Fassung zu wahren. Noch immer verlor ich Blut.
Die Wand voller Blutspritzer Für einen Moment bekam ich Angst, ohnmächtig zu werden, weil sich die ganze Zelle vor meinen Augen drehte. Aber irgendwie konnte ich mich wieder fangen. Und dann wurde, zum letzten Mal, die Zellentüre aufgeschlossen. Ein uniformierter Polizist, der mich geschlagen hatte, ein weiterer in Uniform sowie ein weiterer in Zivil, bauten sich vor mir auf. Wieder erhielt ich die Hände auf den Rücken gebunden, und sie führten mich aus der Zelle heraus. Ich warf nochmals einen intensiven Blick auf die grossen Blutflecken, die man deutlich auf der weiss gestrichenen Wand sehen konnte, als stumme Zeugen. Sie brachten mich zum Haupteingang bei der Urania, dort nahm man mir auch noch die Fingerabdrücke. Danach wieder hinaus durch diesen Haupteingang. Der Schläger unter ihnen klopfte mir nun auf die Schulter: "Hey, dieser Mann ist unglaublich stark, er steckt alle Schläge weg, als wären sie nicht passiert! Sowas habe ich noch nie erlebt!" Und: "Hey, nimmst Du irgendwelche Präparate, oder was machst Du, dass Du so stark bist?" (ich sah mir den Polizisten wortlos an.) "Weisst Du, ich weiss genau, wo Du trainierst, Du trainierst hier im Hamam im Niederdorf, in diesem Migrosclub. Ich habe Dich dort oft gesehen!" Bei mir machte es wieder "Klick", dem Schläger Nr.2 war ich also auch bekannt, und er hatte mich auch so geschlagen und gequält, in der Urania.
Die Medien informieren ? Eine "sehr dumme Idee"! Die Polizisten fragten plötzlich auch noch, ob es "mit den Handschellen geht", dies, nachdem sie zuvor wie Tiere auf mich eingeschlagen hatten. Ich sollte gerade in den Polizeitransporter einsteigen, als sich der Polizist in Zivil vor mich stellte und mich mahnte: "Nicht so schnell!" Er sah mich ernst an, wenn er fortfuhr: "Ich habe gehört, dass Du zu den Medien gehen willst und halte das für eine sehr dumme Idee. Ich gebe Dir einen guten Rat, damit es für uns und vor allem für Dich gut herauskommt: Du bist jung, stark und gesund. Man wird Dich im Spital nähen und zusammenflicken. In einer Woche wirst Du keine Verletzungen mehr haben und dich höchstwahrscheinlich nicht mehr an uns erinnern. Jetzt liegt es an Dir zu entscheiden. Solltest Du trotzdem zu irgendwelchen Medien gehen, wird das für Dich grosse Probleme geben, besonders was Deinen weiteren Verbleib in der Schweiz betrifft. Du wirst grosse Probleme mit uns bekommen, und Du wirst Dich noch an meine Warnung erinnern!" Ich nickte, zur Kenntnis
nehmend, und stieg in den Polizeitransporter. Der Mann schaute mir hässig
nach. Der Wagen fuhr sofort los. Es war wieder der Kombi-Transporter (Ford). Ich sah wieder nicht nach draussen. Die Polizei fuhr wild durch die Strassen, sodass ich Mühe hatte, mich am Sitz festzuhalten. In jeder Kurve wurde ich hin- und hergeworfen. Endlich hielt der Wagen an, begleitende Polizisten sagten mir, dass ich in die Notfallchirurgie gebracht würde. Umgeben von Polizisten, kam ich in einem Empfangsraum des Unispitals an. Jetzt wurden mir auch die Handschellen abgenommen und ich bekam die Aufforderung, mich im Warteraum zu setzen. Dort wurde mir schnell ein Blatt Papier vor die Nase geschoben, das ich sofort unterschreiben musste (wäre mit Handschellen schwierig gewesen). Sie sagten mir, wenn ich dies unterschreibe, liege kein Haftgrund mehr gegen mich vor. Von da an sei ich frei und würde nicht mehr von der Polizei verfolgt. Ich unterschrieb also, aber für mich gab es keine Kopie, die Polizisten nahmen das Papier schnell wieder an sich. Nochmals blickten mir zwei Polizisten vielsagend in die Augen, Blicke, die sagen sollten "Keine Medien keine Probleme!". So übergaben sie mich in die Hände der Ärzte. Schleunigst verliessen drei Polizisten den Wartesaal des Unispitals und verschwanden im Dunkel der Nacht. Die anderen Patienten im Wartesaal sahen alle auf mich, alle Augen waren auf mich gerichtet. Sie fragten sich wohl, was mit mit geschehen war. Ich wurde jetzt in ein Behandlungszimmer geführt. Ich verlangte von den Ärzten einen Telefonapparat. Ich rief sofort meinen Vater an und erzählte ihm, von der Polizei grundlos verprügelt und verletzt worden zu sein, dass ich jetzt hier im Unispital sei und in der Obhut der Ärzte.
Die ganze Wahrheit ans Licht Ein Arzt fragte mich umgehend, was genau pas-siert sei. Und ich erzählte ihm die ganze Geschichte von A bis Z. Weil das Spital so nahe bei unserer Tankstelle ist, war mein Vater schon Minuten später bei mir. Er erschrak zutiefst, als er mich in diesem Zustand sah. Er berichtete mir, er habe erst durch einen Zeugen erfahren, dass ein junger Mann ("ich glaube, es ist Ihr Sohn!"), von zwei Zivilen zusammengeschlagen und anschliessend von der Polizei abgeführt worden sei. Auch habe die Polizei mit meinem Vater Kontakt aufgenommen, ihm aber meinen Aufenthaltsort nicht mitteilen wollen, auch wollten Sie keinen Grund nennen, weshalb sie mich festhielten. Stattdessen hätten sie ihn aufgefordert, ihnen meinen Ausweis, den Pass, vorbeizubringen. Weitere Krankenschwestern und Ärzte standen jetzt um mich herum, sie alle wollten wissen, was da geschehen war. Die einen rieten mir, einen Anwalt zu nehmen, und sie machten mich auch auf Opferhilfeorganisationen aufmerksam. Ich wollte aber auch die Medien darüber informieren, diese Foltererlebnisse öffentlich machen. Ich bin nicht der Feigling, der Ungerechtigkeiten schweigend über sich ergehen lässt und damit noch die Täter begünstigt. Es ist mein fester Wille, dass die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Vom Handy aus verständigte mein Vater "Tele Züri". Zu diesem Zweck ging er nach draussen.
Polaroid- und TV-Aufnahmen Die Ärzte kamen zurück mit einer Polaroid-Kamera und machten etwa 15 Aufnahmen von meinen Verletzungen und meiner Verfassung. Weil mein Vater länger nicht zurückkam, erkundigte ich mich nach seinem Verbleib. Ich liess ihn zu mir zurückholen. Offenbar hatte die Polizei vor dem Untersuchungszimmer noch abgewartet, ob es zur Verbindungsaufnahme zu irgendwelchen Medien kommen würde. Vermutlich konnten sie das Telefongespräch mithören, denn jetzt kamen 5 vollbewaffnete Polizisten in meine Richtung, um mich erneut festzunehmen. Sie nahmen Stellung vor der Notfallchirurgie. 5 Polizisten und ein Hund. Draussen versuchten sie, meinen Vater einzuschüchtern. Sie wollten ihm beibringen, dass es "ein grosser Fehler sei, die Medien einzuschalten". Doch "Tele Züri" hatte sofort einen Journalisten ins Spital geschickt. Dieser hielt es, angesichts der 5 vollbepackten Polizisten, für ratsam, das Auto, in welchem er hergekommen war, nicht zu verlassen.
Zuletzt brachten sie mich in einem Krankenbett auf ein Krankenzimmer. Die Ärzte machten sodann verhaftungsbereiten Polizisten darauf aufmerksam, ich sei nicht einvernahmefähig. Ich muss dann starke Schmerzmittel bekommen haben und soll schnell eingeschlafen sein. Später bekamen die "heissen" Polizisten (und der Hund) wohl den Befehl, abzuziehen. Sie zogen jedenfalls irgendwann doch ab. Am Montag vormittag wurde ich durch Schwestern und Ärzte geweckt. Sie massen den Puls und versorgten mich mit einer Infusionsflasche. Dann kam mein Vater mit 2 Anwälten und einem Journalisten von "Tele Züri" herein. Die Anwälte hörten sich meine Darstellung der Dinge an, danach konnte ich weiter berichten direkt in die Fernsehkamera. Erst jetzt hatte der Horror für mich ein sichtbares Ende: die Anwälte, das TV, Ärzte und Spitalpersonal waren um mich herum, ich schien gerettet. Doch lauerten noch stets Polizisten, welche direkt vor dem Krankenzimmer Posten bezogen, und mich ergo rund um die Uhr "bewachten". Sie wollten aber nicht damit herausrücken, weshalb und in welchem Auftrag sie hier waren.
Kein Aufwand zu gross Beobachtet wurde, dass sie regelmässig und pünktlich abgelöst wurden. Es waren somit wohl insgesamt 15 bis 20 Polizisten "zu meiner Bewachung im Dienst". Dennoch liess sich das gesamte Spitalpersonal nicht beeindrucken. Eindrücklich sind aber bestimmt die Kosten, welche sich die Polizei für meine Sonderbehandlung insgesamt gemacht hat, Spital- und Heilungskosten gar nicht mitgerechnet. Vielleicht interessiert dies gelegentlich noch den Gemeinderat. Der ganze übrige Tag verlief für mich ruhig. Die Ärzte suchten mich gründlich ab. Ich bekam Besuch von meiner Familie, doch alle waren sehr schockiert und stellten sich Fragen. Am Abend sah ich die TV-Sendung. Bei den "Tele Züri"-Nachrichten war ich der erste Beitrag. Ein Pressesprecher der Polizei versuchte zwar alles zu verwischen. Er arbeitete bereits am Konstrukt, die beiden Zivilen hätten sich zu erkennen gegeben, und ich hätte mit der Faust und Füssen auf sie eingeschlagen, versucht die Flucht zu ergreifen, etc. Anschliessend hätte ich sie noch "schwer verletzt". Später versuchte die Polizei, aus mir einen "Drogendealer" zu machen. Es ist lächerlich. Wer sollte auf Polizisten einschlagen, wo diese doch sofort die Waffe ziehen würden... Noch dümmer der Hinweis mit der "Flucht": wohin sollte ich denn flüchten? Wo mich verstecken? Ich hatte nichts vor der Polizei zu verstecken, auch war ich, bevor sie mich misshandelten, ein zufriedener Mensch. Sie arbeiten mit billigen Gleichnissen wie "Bosnier gleich Dealer", und der Amtliche Anzeiger der Stadt, der "Zürich Express", geht ihnen auf den Leim, indem es in seinem Aushang vom 3. Mai genüsslich heisst: "Dealer bezog üppig Prügel". Ich weiss, dass man sich dort jetzt schämt, aber für mich und meine Familie bedeutet solcher journalistischer Pfusch die Fortsetzung der Torturen. Im Laufe der Nacht schaute ich mir nochmals den Beitrag von "Tele Züri" an und staunte über die Lügenstory der Polizei. Die angebliche "Grossrazzia" im Kreis 6 wäre demnach von gerade zwei Zivilen durchgeführt worden... Spät in der Nacht besuchte mich nochmals mein Anwalt und zeigte mir die Strafanzeige, welche er tags darauf bei der Bezirksanwaltschaft deponieren würde. In den drei Jahren unserer eigenen Tankstelle hatte ich noch nie mitbekommen, dass im Kreis 6 Drogenrazzien stattfinden.
Authentischer Bericht Am Dienstag morgen kamen gleich 2 TV-Teams. Sie wollten meinen authentischen Bericht über das Vorgefallene hören und für ihr Publikum einfangen. Das hat mir die Kraft wieder zurückgebracht. Es hat mich wieder aufgestellt. Zuerst stellte mir "Tele Züri" Fragen, auf die ich präzise antworten konnte. Dann ging der "Tele Züri"-Reporter. Sodann konnte ich Frau H. von "Schweiz Aktuell" (vom SF) detaillierte Angaben zu diesem Sonntag in polizeilicher Gewalt machen. Danach brachten mich Schwestern zu weiteren Untersuchungen in eine andere Abteilung, später wieder zurück. Die Journalistin, Frau H., blieb sodann die ganze Zeit im Zimmer, nebst meiner Familie, und filmte alles, was ablief. Auch mein Vater war zugegen. Meine Familie spendete mir Trost und Aufmunterung. Sogar erste Nachbarn waren erschienen, um mich zu besuchen. Plötzlich spitzte sich die Situation wieder zu. Die Polizei machte offenbar gewaltigen Druck auf die Ärzte. Ein Grossaufgebot von genau 14 Polizisten (es wurde genau gezählt!) war auf das Spital vorgerückt. Die 14 Polizisten stellten sich, in kleinen Grüppchen zusammengerottet, zwischen Spitaleingang bis hin zu meinem Krankenzimmer auf und untermauerten mit diesem Auftritt nochmals meine "besondere Gefährlichkeit". Einfach lächerlich, wie sie Eindruck machen wollten. Nicht bei meiner Familie, nicht beim Spital-Personal verfing dieses Spiel ernsthaft. Ich fühlte mich zunehmend sicher aufgehoben. Doch hatte ich auch komische Gefühle, denn 14 vollbewaffnete Polizisten, um einen stark geschwächten 19jährigen an der Infusionsflasche zu "überwältigen", das war für mich auch angsteinflössend. Was war noch alles möglich, nach diesen Erlebnissen? Nochmals wollten dann Polizisten die Ärzte davon überzeugen, sie müssten mich festnehmen (ohne Haftgrund). Mein Anwalt klärte mich insofern auf, dass er z.Zt. nichts gegen die Polizei unternehmen könne; bei einer Inhaftnahme würde er mich erst nach 24 Std. wieder freibekommen. "Das ist die Mühle der Justiz!" fluchte er. Natürlich fühlten sich die Polizisten gehörnt, weil die Kontaktaufnahme mit "Tele Züri" so gut gelungen war und der Beitrag ausgestrahlt wurde. Jetzt wollten sie mich definitiv festnehmen, um meiner zunehmenden Freude an weiteren Medien gegenzusteuern. Am liebsten wäre ihnen wohl gewesen, mich in einer Arrestzelle zu wissen, um dann allerorten mitzuteilen, ich sei hinter Schloss und Riegel. Doch die Vorstellung, nochmals in Richtung "Urania" zu kommen, machte mich fast wahnsinnig. Ich verlangte bei diesen Ängsten den Chefarzt, und er suchte mich sofort auf. Er sah mich traurig an, und sein Gesicht sagte mir mehr als tausend Worte. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich nach all den Strapazen und Quälereien keinesfalls zurückgehen konnte. Ich hatte nochmals Zustände von Todesangst. Nur mit einer Gewährs-Person zusammen würde ich diesen Weg überhaupt antreten, z.B. mit dem Arzt, mit dem Anwalt oder mit meinem Vater, keinesfalls aber allein. Der Arzt nickte zustimmend und sagte, er werde einen Psychiater für mich aufbieten. Frau H. vom SF wollte die im Spital verteilten Polizisten filmen. Diese zeigten sich aber nicht loyal zu diesem Angebot, und schliesslich durfte der Film nur ohne ihre Köpfe gezeigt werden (...) Auch mein Vater versuchte aus ihnen herauszuhören, weshalb ich verhaftet werden sollte. Die Polizei vermied es aber, zu antworten. Mit ihrer Ausrüstung demonstrierten sie vorab Macht und Stärke und, und sie liefen mit ihren Maschinenpistolen im Spital auf und ab. Dabei versetzten sie das Pflegepersonal, Spitalbesucher und Passanten in Angst und Schrecken. Ein junger Psychiater kam in mein Zimmer und wollte mit mir allein reden. Ich sollte ihm präzise erzählen und berichten, was ich erlebt hatte. Bald gab er mir zu bedenken, dass solch schwere Erlebnisse im Nachhinein schlimme psychische Reaktionen und Probleme nach sich ziehen könnten. Er riet mir, die ambulante Psychiatrische Klinik an der Culmannstrasse aufzusuchen, um mit Hilfe von Spezialisten das Geschehene Schritt für Schritt verarbeiten zu können. Ich sah dies als unumgänglich an und ein. Dann kam ein zweiter, älterer Psychiater an mein Bett. Er sah mich sehr seriös an und begriff sofort, dass ich Angst vor einer weiteren "Obhut" durch die Polizei hatte. Dann empfahl er mir, zu meinem Schutz, eine geschlossene Klinik, das "Burghölzli". Er meinte auch, dass er alles unternehmen werde, mich vor weiterem missbräuchlichem Zugriff von dieser Seite zu schützen, und dass die geschlossene Klinik dazu ein guter Anfang sei. Zuletzt nickte er mir in einer Art zu, dass ich verstand, ich hätte mich nicht mehr weiter zu fürchten. Dann verliess auch er mein Zimmer. Nach langem Hin und Her mit der Polizei zogen diese dann ab. Die 14 vollbewaffneten Rambos verliessen das Spital, ohne ihren vermeintlichen "Gefangenen" mitnehmen zu können. Und mein Anwalt versicherte mir, er werde sie alle vor Gericht bringen, und auch die 14köpfige Armada, welche die Spitalszene durch ihre militärische Gegenwart bereicherte. "Die ganze Polizeiaktion war völlig daneben und lässt sich in keiner Weise erklären, dafür wird jemand noch Red und Antwort stehen müssen!", rief mir der Anwalt zu, als er ging. Nach Abzug der Polizei wurde es wieder ruhig um mich herum. Ich konnte endlich, näch unzähligen Stunden, etwas essen. Ich hatte enormen Hunger. Auch das Fernsehen
zog ab. Wir versprachen uns, in Kontakt zu bleiben. Frau H. von SF war
mutig für mich eingestanden und bis zum guten Ende geblieben. Ohne
ihre laufenden Kameras wäre die Sache vielleicht anders rausgekommen.
Beide Sender versprachen mir, ihre Beiträge am kommenden Tag, dem
Dienstag auszustrahlen.
Nach den Untersuchungen schrieben ein Arzt und eine Krankenschwester meine Verletzungen, die mir zugefügt wurden, genau auf. Erst zuletzt fand man noch heraus, dass mein Unterarmgelenk angebrochen war. Ich vermute, dass ich diesen Bruch in jenem dunklen Gang bei der "Urania" zugezogen hatte: es schlug mir doch jener uniformierte Polizist so vehement auf den Hinterkopf, und ich fiel, mit stark angezogenen Handschellen auf dem Rücken, vornüber auf den Boden. Dort war es wohl passiert. Jetzt gab es deswegen noch einen Gipsverband auf den linken Arm, und ich konnte das Unispital verlassen. Mit einem Sanitätswagen des Spitals wurde ich ins "Burghölzli" gebracht. Mein Vater folgte in seinem Auto nach. Die beiden Sanitäter kannten mich schon vom Fernsehen her, sie wollten jetzt von mir hören, was genau vorgefallen war. Sie hatten Mühe, es zu fassen und schüttelten immer wieder den Kopf. Einer der beiden meinte, das höre sich an "wie zu Hitlerzeiten". Nach kurzer Fahrt hielt der Wagen an, meine Gefühle beim Aussteigen waren gemischt. Psychiatrische Kliniken waren mir nur aus Filmen bekannt. Ich war noch nie in einer drin. Pfleger und Pflegeschwestern begegneten mir, sie sagten, ich käme auf eine ganz ruhige Abteilung. Ich müsse keine Angst haben. Die meisten Patienten sind auch wirklich nett und lieb. Eldar S., Polizeiopfer vom
21. April 2002. Seither haben sich viele Medien dieser Sache angenommen. Ich bin allen, die mich in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben, sehr dankbar. Am 8. Mai, sind bei der Bezirksanwaltschaft noch immer keine Tūter einvernommen worden. Im "Tages-Anzeiger" wird der zustūndige BA Michael Scherrer mit den Worten zitiert, er werde den Fall "nicht auf die lange Bank schieben". Dies macht er ja schon, die Tūter werden "vergesslich". Ich halte jedoch an einer gerichtlichen Beurteilung des Verbrechens fest. Mein Beitrag dazu: Hier steht er. Wer s c h w e i g t , macht sich m i t s c h u l d i g ! >>> Update
12.5.02 Wer s c h w e i g t , macht sich m i t s c h u l d i g ! >>> Update
14.5.02 Wer s c h w e i g t , macht sich m i t s c h u l d i g ! >>> Update 19.-27.5.02
>>>
PigBrother macht Schule: Am 19.5.02
in der Print-Ausgabe des Sonntagsblick ein 3-teiliger Artikel unter
der neu eingeführten Rubrik «Polizei-Skandal». -->
Der 3. Teil des Artikels behandelt die bereits bekanntgewordenen Verletzten
beim Parkhaus Urania vom 1. Mai, wo ein bereits gefesselter Verhafteter
traktiert und ein zweiter von einem Polizeihund u.a. ins Gesicht
gebissen wurde (>>> mehr demnächst in "Report
2002"). (21.5.02)
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In Zusammenarbeit
mit www.eldar.ch Vorgeschichte
1960-2000: Polizei tankt Shell
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