A u f r u f :
Verletzungen durch die Polizei? Gummigeschoss- oder sonstige Verletzungen
von früher? (Auch wenn Du
nicht grad ein Auge verloren hast.)
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R e p o r t
2 0 0 7
Wen
freuten die "Gewaltexzesse" am 1. Mai 2007?
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Nicht
nur die Glaser hatten ihre Freude am diesjährigen 1. Mai, auch
insbesondere die Print-Medien durften wieder einmal hemmungslos mit
reisserischen Schlagzeilen und gewalttätigen Bildern um sich werfen:
"Und dann, endlich, brennt das erste Auto" (TA 2.5.07).
Der Anblick brennender Luxuswagen trieb sogar der altehrwürdigen
Dame NZZ dermassen Tränen in die Augen, dass auch sie kurzzeitig
auf Boulevard-Niveau rutschte ("Das Schlimmste, was ich erlebt
habe" [Autohalterin musste die Zerstörung ihres BMW
Z3 mitansehen], NZZ 4.5.07). Mit einem Artikel zur Problematik der
Ästhetisierung von Gewalt (NZZ 4.5.07) bekannte sie dann
mea culpa und erhielt prompt Absolution durch die Leserspalte. (NZZ
12./13.5.07)
Wer freute sich noch? Klar, die Krawalltouristen, die Chaotinnen
und Chaoten aus aller Herren Länder auf Demosafari, mit
hemmungslosem Spass an grenzenlosen "Gewaltexzessen".
Zürich ein öffentlicher Darkroom, wie ihn Polizeivorsteherin
Esthi Maurer und ihre Mannen ihn sich vorstellen? Prompt kündete
die Polizei an, sämtliche auf youtube geposteten Filmli als Beweismittel
zu nutzen.
"Früher sei man nach Afrika gereist, um Elefanten zu fotografieren.
Heute kämen Bengel nach Zürich, um Schäden anzurichten
und sich dabei von Kollegen mit dem Mobilfunktelefon oder mit einer
Digitalkamera ablichten zu lassen." (NZZ 3.5.07)
Anlässlich der Pressekonferenz des Stadtrates griff Präsident
Ledergerber zu obigen Vergleichen, die ausschliesslich ältere
Semester begreifen, damit mit dem Kopf genickt wird, wenn härtere
Einsatzmittel ...ääh... appliziert werden.
Denn Zürich plagt nicht bloss ein "Ungeziefer"-Problem:
Klar wie ein Arztbericht "beweist" die Verhafteten-Statistik
der Polizei, wie das gefährliche Fremde von Aussen eindringt.
Polizeivorsteherin Maurer wollte ein "gesellschaftliches Geschwür"
erkennen (TA 3.5.07), das sich natürlich nur mit einem frisch geschliffenen
Skalpell entfernen lässt: dem neuen Polizeigesetz.
Als ob die Polizei ohne den Wegweisungsartikel handlungsunfähig
wäre...
Selbstverständlich übte niemand Kritik an der Polizei-Taktik,
im Gegenteil: Die rückwirkende Auszahlung einer einmaligen Risikozulage
von 1000 Franken wurde im Stadtrat gefordert für den
hervorragenden und sehr gefährlichen Dienst jedes Stadtpolizisten.
(20min 11.5.07)
Einzig der Sprecher der verwüsteten BMW-Garage wagte es, die
Polizeiführung mit harten Worten zu geisseln: "Seiner
Ansicht nach wäre es ein Leichtes gewesen, seinen Betrieb durch
die Polizei abzuriegeln. Aber er mache ein Fragezeichen, ob tatsächlich
der politische Wille bestehe, das private Eigentum mit den notwendigen
Mitteln zu schützen. (NZZ 3.5.07)
Wer genoss den Kampftag ebenfalls? PigBrother beobachtete manch hämisches
Polizistengrinsen kombiniert mit lustig menschenverachtenden
Sprüchen. Eine spürbare Freude lag in der Nervengas geschwängerten
Luft, nicht schon wieder in der öden Häuserkampfanlage üben
zu müssen, sondern trigger-happy in Zürichs Strassen ausprobieren
zu dürfen, auf was mann und frau in der Polizeiausbildung gedrillt
wurde.
Den Schwerpunkt ihrer Taktik legte die Stadtpolizei auf sog. Kesselfallen,
eine eher schwerfällige und situationsabhängige
Strategie, um Demonstranten dingsfest zu machen, wie Polizeivorsteherin
Maurer zugeben musste: "Für einen Kessel braucht es den richtigen
Moment und den richtigen Ort, sonst funktioniert er nicht." (TA
3.5.07)
Die wirkliche Premiere aber ging dieses Jahr in den Erschlagzeilen schlichtweg
unter: Das erste Mal in der Geschichte des 1. Mai wurde das Kanzlei-Areal
gestürmt und eingekesselt. Bisher hatte die Polizei jeweils
darauf verzichtet, weil ungute Erinnerungen damit verbunden waren, doch
nun wagten sie den Tabubruch mit einem offensiven front-door-entry.
Eine
Kompanie Polizeigrenadiere stürmte über den Kiesplatz und
versuchte Steine- und Flaschenwerfer am Zaun zum Helvetiaplatz
festzunehmen, die hatten aber bereits Reissaus genommen. Nichtsdestotrotz
verhafteten die Beamten einige Herumstehende, während immer mehr
Polizisten in Kampfmontur den Platz belagerten und Geländewagen
mit vorgeschraubten Gittern auffuhren. Wie eine Viehherde
trieb die Polizei die Areal-Besucher zusammen und befahl ihnen in der
sengenden Sonne weiterer Anweisungen zu harren.
Den
Polizisten wurden nun kühle Getränke gereicht,
während die 182 Eingekesselten 2 Stunden in der Hitze
schmachten mussten, Wasser und Toilettengang verboten. ("Mach
der doch i'd Hose", lautet die Standartantwort, wenn Eingekesselte
nach einer Toilette verlangen.) Zudem waren alle schutzlos dem
Nervengas-Wasser-Nebel ausgesetzt, der ständig über
das Gelände wehte von den im Einsatz stehenden Wasserwerfern
inkl. giftiger CN-Beimischung auf dem angrenzenden Helvtiaplatz.
Es breitete sich eine panische KZ-Stimmung unter den Gefangenen
aus, was den Polizisten aber ziemlich egal schien. |
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Langsam bauten nun
hinzugekommene Zivilpolizisten an den Restaurant-Tischen Verhör-Stationen
auf, während die Eingekesselten von Beamten in gekonnter Kuhjungen-Manier
zusammen getrieben wurden, um nachher erkennungsdienstlich abgefertigt
zu werden. Ein freundlicher älterer Beamter in Holzfäller-Hemd
betrieb eine Triage und wies jedem Kunden einen Kontaktbeamten
zu, der in einem Kurzverhör feststellte und auf dem grünen
Verhaft-Schein ankreuzte, ob Landesfriedensbruch, Steinewerfer
oder Gewalt und Drohung gegen Beamte rsp. Hinderung einer Amtshandlung.
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Je
nach persönlichem Geschmack seines Gegenübers kriegten die
Verhörten danach ein Plastikarmband verpasst und durften
sich auf eine scharfkurvige Fahrt im Gefangenentransporter freuen,
abstützen ist nicht.
Eine zweite
Premiere bedeutete die 11-tägige Untersuchungshaft von insgesamt
7 Tatverdächtigen wegen eines Farbanschlages auf den Sitz
der kantonalen Bildungsdirektion. Wie beim Kanzlei-Kessel mussten Unschuldige
ihren Kopf hinhalten, weil die wirklichen Täter der Polizei entwischt
waren.
"Sachschaden von über 300 000 Franken" prangt wie immer
fett und gross, während Personenschäden durch die Polizei
mit keiner Silbe in den Zeitungsberichten erwähnt werden. Jedes
Mal, wo "Gummischrot" und Nervengas
eingesetzt werden, gibt es Schädigungen der Unversehrtheit von
Menschen, was die Polizei bewusst in Kauf nimmt, weil ohne Konsequenzen.
Was ebenfalls unbekannt bleibt, sind die Kosten für den Polizei-Einsatz,
um den Steuerzahler nicht unnötig zu beunruhigen...
Unterschreitung der Mindestdistanz bei Gummischroteinsatz
auf dem offiziellem Kasernen-Festareal
am 1.5.07
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Das
männliche Opfer befand sich laut eigenen Aussagen im offiziellen
Festareal hinter einer Abschrankung von Officials des 1.-Mai-Komitee.
Es befand sich in Rückwärts-Bewegung, als ein Polizist
seine Waffe abfeuerte. Aus ca. 5 Metern Entfernung wurde es von
einem der neuen Gummiprojektile getroffen, die trotz abgerundeter
Kanten blutige Spuren hinterlassen. In seiner unmittelbaren Nähe
befanden sich Kinder, deren Augen auf Höhe seines Bauchnabels
lagen. |
Aber
auch hinter den Mauern des Polizeikommandos herrschte wohl ebenfalls
eitel Freude darüber, eine gute Voraussetzung geschaffen
zu haben hinsichtlich der kommenden Abstimmung über das neue
Polizeigesetz. Polizeivorsteherin
Maurer gab sich öffentlich überfordert, redete von Ausschreitungen
mit reinem Eventcharakter und schwafelte über eine neue Form von
Krawallen, nur damit der gesetzestreue Bürger auch bestimmt ein
JA in die Urne legt, um der Polizei den seit 1984 lang und heiss ersehnten
Persilschein auszustellen. Dabei weiss sie genau wie der Sprecher
der BMW-Garage sowie alle anderen noch nicht auf den Kopf gefallenen
EinwohnerInnen dieser Stadt, dass Polizeitaktiken existieren, die Ausschreitungen
verhindern, Personenschäden vermeiden und erst noch weniger kosten.
Aber wer will das schon?
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Verletzungen von der Demo? Gummigeschoss- oder sonstige Verletzungen
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